Mein Prinz kommt aus Amerika

Mein Prinz kommt aus Amerika

Ein Film von Silvia Kaiser und Maren Kea Freese
WDR, Menschen Hautnah, 2011

Am 02.05. 1972 bringt Romana mit 4 weiteren deutschen Frauen im Flower Hospital in New York ein Baby zur Welt. Draußen warten fünf jüdische Paare, die diese Babys freudig entgegen nehmen. Sie haben viel für diese Babys bezahlt. Sie werden sie aufziehen, mit viel Liebe und viel Geld. Sie werden ihnen die beste Ausbildung ermöglichen Doch eins bleibt für die Kinder und den Rest der Welt ein Geheimnis. Das die Kinder Deutsche sind und nicht jüdisch!

Romana ist zu dem Zeitpunkt 19 Jahre alt und sehr verliebt in Peter. Sie schreibt ihm aus New York Liebesbriefe. Darin steht, dass sie das gemeinsame Baby nur für ihn weggeben wird. Peter hatte über die Möglichkeit Kinder in Amerika zur Adoption freizugeben in der Zeitung gelesen und Romana gedrängt das gemeinsame Kind dort zu gebären und abzugeben.

Wenn Romana nach ihren Erlebnissen vom 2.5.1972 befragt wird, bricht sie in Tränen aus. Die Adoption in Amerika wird für sie zum schlimmsten Alptraum. Als sie ihr Baby mit den dunklen Haaren sieht, will sie es nicht mehr hergeben. Doch es ist zu spät. Zurück in Deutschland will auch Peter nichts mehr von ihr wissen.

Romana sieht in dem Baby mit den dunklen Haaren einen Prinzen aus dem fernen Land. Auch für Peter ist der Sohn die Erfüllung eines märchenhaften Traums. Er ist der Sohn, den er sich immer gewünscht hat. Doch er wollte Romana damals nicht heiraten und sah mit der Adoption die Lösung all seiner Probleme. 30 Jahre lang sucht Peter seinen Sohn Vor 2 Monaten hat er ihn gefunden.

Brian, heute 38 Jahre alt, ist in einer reichen Familie aufgewachsen. Seine jüdischen Eltern haben ihm die beste Ausbildung ermöglicht. Heute ist er IT Direktor eines Medienunternehmens und befehligt 40 Mitarbeiter. Er suchte seine leiblichen Eltern seit seinem 16. Lebensjahr. Nun ist er überglücklich und will bald nach Deutschland kommen. Dort wird er seinen deutschen Eltern das erste Mal begegnen. Er will mit ihnen Weihnachten feiern! Er will alles aufsaugen, seine Blutlinie, seine Herkunft – Deutschland.

Die Adoptiveltern haben Brians Mitteilung, dass er nun seine leiblichen Eltern gefunden hat, geschockt zur Kenntnis genommen. Ein deutsches Baby! Angeblich haben sie nichts davon gewusst. War Brian nicht ein anständiger Jude geworden? Seine ganze Sozialisation war der eines Juden - mit Bar Mizwa, koscherem Essen, der regelmäßige Besuch in der Synagoge und zur guter Letzt eine jüdische Hochzeit? Verwandte der Adoptiveltern waren im Holocaust umgekommen. Der Großmutter wird besser verschwiegen, dass Enkel Brian ein Deutscher ist.

Romana ist eine deutsche Frau, aber in ihrem Leben war sie immer so sehr in ihrem eigenen Schlamassel involviert, dass sie von Politik nicht die geringste Kenntnis hat. Ihre Mutter hat sie geschlagen und sie nicht zur Schule geschickt. Sie kann kaum richtig schreiben. Einen Abschluss in der Schule hat sie nie gemacht. Fieberhaft sieht sie der ersten Begegnung mit ihrem Sohn Brian entgegen. Das was ihr am Wichtigsten ist: Sie möchte Brian in die Augen schauen und ihm sagen, dass sie ihn nicht freiwillig abgegeben hat – das soll sie von ihrem Schuldgefühl befreien.

Als Romana und Peter Brian das erste Mal am Flughafen begegnen, bricht Romana in heftiges Weinen aus......